Antworten auf häufig gestellte Fragen
Warum braucht Liechtenstein ein eigenes Spital?
Wir wollen selbstbestimmt das Steuer in unserer Gesundheitsversorgung in der Hand behalten. Eine einseitige Zuweisung von Leistungen via Spitalplanung aus der Zentrale eines Kantons in der Schweiz ist nicht im Interesse des Landes.
Das Hand-in-Hand Arbeiten mit den Hausärztinnen und -ärzten sowie Zuweisenden auf kurzen Wegen ist ein wichtiges Merkmal. So konnten auch gewisse Dienste der Hausärztinnen und -ärzte auf deren Wunsch hin vom Spital übernommen werden. Der Zugang zu einer hochwertigen 7/24-Notfallversorgung ist somit gewährleistet und man muss keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen.
Ein weiterer Faktor ist die Wohnortsnähe und die Vertrautheit im eigenen Spital, insbesondere für die ältere Bevölkerung.
Zudem bleiben unsere Steuergelder im Land, denn der Staat übernimmt 55 % der Kosten bei einem Spitalaufenthalt. Dieses Geld fliesst also nicht ins Ausland ab.
Weiter hat das Landesspital 200 Arbeitsplätze und rund 40 immer wichtiger werdende Ausbildungsplätze jährlich.
Warum braucht es ein neues Spitalgebäude?
Die aktuelle Infrastruktur wurde in den 1970er-Jahren erbaut und ist sanierungsbedürftig. Sie entspricht in vielen Bereichen längst nicht mehr den Anforderungen; z.B. sind die Deckenhöhen im Operationssaal zur Installation moderner Technik viel zu gering und nicht alle Patientenzimmer verfügen über ein Badezimmer.
Zudem müssten die haustechnischen Installationen dringend umfassend erneuert werden. Eine aufwändige und sehr teure Kernsanierung des Gebäudes wäre notwendig. Das Spital würde sich damit über Jahre in eine Baustelle verwandeln, der Betrieb müsste zeitweise in ein Provisorium umziehen. Ergebnis wäre ein suboptimales erneuertes Spital mit veraltetem Kern, und das bei höheren Kosten als bei einem Neubau.
Was nützt uns ein neues Gebäude?
Viele moderne Behandlungsformen bewirken, dass die Aufenthaltszeiten verkürzt werden können. Die mit dem Neubau gewonnene Flexibilität unterstützt einen guten Patientenfluss. Zudem wäre der Spitalbetrieb bei einem höherem Infektionsaufkommen mit «Pandemieeffekt» gut auf zukünftige Ereignisse vorbereitet. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig flexibel erweiterbare Kapazitäten im Spital sind.
Zur Erhöhung der Patientensicherheit und der Effizienz im Betrieb einerseits und zur Wahrung der Privatsphäre andererseits sind Einzelzimmer eingeplant. Diese können im Ernstfall als Doppelzimmer genutzt werden. Somit ist die erwähnte hohe Flexibilität gegeben.
Die Medizin verändert sich rasant und auch Zusammenarbeit in der Region muss angestrebt werden. Der moderne Bau ermöglicht es, für die zukünftige Gesundheitsversorgung gerüstet zu sein und kosteneffizient handeln zu können.
Ist beim Neubau auch wieder eine Geburtenstation eingeplant?
Der Landtag hat in seiner Sitzung vom 7. März 2024 entschieden, den Ergänzungskredit für den Ausbau der Geburtenstation im neuen Landesspital nicht zu genehmigen.
Die nun frei werdende Fläche von etwas mehr als 500 m2, die für diese Abteilung vorgesehen gewesen wäre, könnte bei Bedarf beispielsweise für Aufgaben in Zusammenhang mit dem Psychiatriekonzept genutzt werden. Ebenfalls könnten Konzepte zur Umsetzung der Altersstrategie im medizinischen Bereich an die Hand genommen und implementiert werden. Im Raum steht auch eine mögliche Vermietung und damit eine ergänzende Zusammenarbeit mit wichtigen Partnerorganisationen.
Warum hat sich das Projekt so verteuert?
Der Antrag zum Finanzkredit im Jahr 2019 war noch kein ausgearbeitetes Vorprojekt. Die benötigten Flächen im Spital wurden mit einem Flächenpreis multipliziert. Dies ergab schliesslich den beantragten Kredit. Das Verfahren entspricht demjenigen anderer öffentlicher Bauten im Land.
In der Wettbewerbsphase im Jahr 2020 haben sich Anforderungen an das Neubauprojekt aufgrund vertiefter Detailinformationen und zusätzlicher Erkenntnisse erweitert. Hauptsächlich ist der beantragte Ergänzungskredit darauf zurückzuführen, dass die notwendigen Nutzflächen 23% höher sind als im bewilligten Projekt des Jahres 2019 angenommen. Somit ergab sich eine grössere Geschossfläche.
Es sind aber nicht nur notwendige Zusatzflächen eingeflossen, sondern man hat aus Transparenzgründen auch die Projektleitungskosten, ergänzende Investitionen für Digitalisierungsvorkehrungen, grundlegende Nachhaltigkeitsmassnahmen sowie Massnahmen, die zur Erfüllung von behördlichen Auflagen erfüllt werden müssen, in den Projektkosten dargestellt.
Warum wurden ursprünglich Mehrkosten von CHF 21 Mio. in Aussicht gestellt und nun braucht es nur CHF 6 Mio.?
Nachdem die Kostenschätzung mit erwarteten Mehrkosten von CHF 21 Mio. bekannt wurde, hat der Steuerungsausschuss die Arbeiten gestoppt. Das Projekt wurde in vielerlei Hinsicht grundlegend überarbeitet und optimiert, so dass gegenüber dem ursprünglichen Projekt deutliche Einsparungen erreicht werden konnten.
Wird denn dieser Ergänzungskredit von CHF 6 Mio. ausreichen?
Ja, denn das neue Vorprojekt «Inspira II» hat nun schon eine Detailtiefe erreicht, in der sich die Kosten viel genauer berechnen lassen. Die Kostenberechnung auf Basis der Elementmethode wurde eingeführt, was eine präzisere Kostenermittlung ermöglicht.
Oben beschriebene Zusatzkosten sind weiterhin in der Berechnung des neuen Vorprojekts enthalten, zudem wurde eine nach SIA-Norm vorgeschriebene Reserve einkalkuliert. Die bedeutendste Verbesserung liegt in der optimierten Planung, welche durch die Redimensionierung der Geschossfläche um rund 1.000 m² mittels eines kompakten Rasters erreicht wurde. Diese Massnahme führte zu erheblichen Kosteneinsparungen. Zusätzlich können durch die Optimierung der internen Prozesse, trotz der reduzierten Geschossfläche, weiterhin die gleichen Leistungen angeboten werden.
Wäre auch ein kleineres Spital möglich?
Das Spital wurde kompakt zur effizienten Erbringung der medizinischen Grundleistungen geplant, die in der Eignerstrategie festgelegt sind. In der Eignerstrategie wurde durch die Regierung definiert, dass das Landesspital die medizinische Grundversorgung zu erfüllen hat. Als Leistungen der Grundversorgung gelten Notfälle sowie medizinische und operative Behandlungen, welche häufig vorkommen.
Um diese Leistungen erbringen zu können, ist eine Basisinfrastruktur notwendig, welche nun im Neubau vorgesehen ist. Das Fachpersonal wird in dieser modernen Infrastruktur ihren Grundauftrag effizient und in hoher Qualität erbringen sowie die Patientinnen und Patienten optimal versorgen können.
Der Neubau deckt den Bedarf ab, welcher aktuell im bestehenden Gebäude erbracht wird. Es ist keine nennenswerte Erweiterung geplant.
Wie ist der neue Zeitplan?
Nach einem positiven Ausgang der Abstimmung wird noch vor der Sommerpause die neue Projektorganisation eingesetzt. Diese wird die nächste Phase mit der Detailplanung und der Baueingabe sowie die nachfolgende Umsetzung des Baus an die Hand nehmen. Das Gebäude wird bei dieser Terminplanung im Jahr 2028 fertiggestellt werden. Die Betriebsaufnahme ist für Beginn 2029 geplant.
Erhöht sich meine Krankenkassenprämie aufgrund des Neubaus?
Nein, der Neubau hat keinen Einfluss auf die Krankenkassenprämien. Das Land finanziert die Infrastruktur direkt und stellt diese dem Spitalbetrieb zur Verfügung.
Warum arbeitet das Landesspital nicht mit dem Spital Grabs zusammen?
Die Zusammenarbeit auf operativer Ebene funktioniert schon immer gut und soll unverändert weitergeführt werden.
Eine institutionalisierte Kooperation und Aufteilung von Leistungen im Rahmen einer sogenannten «horizontalen Kooperation» funktioniert in der Regel jedoch nicht, wie gleich mehrere Beispiele in der Region zeigen. Grund dafür ist, dass die Abgrenzung von Leistungen schwierig umzusetzen ist. Solche Kooperationen führen erfahrungsgemäss zu einer Schliessung eines Standorts, bzw. zu einem radikalen Abbau von Leistungen bei kleineren Einheiten.
Das Land Liechtenstein ist Eigner des Landespitals, und beim Spital Grabs ist der Eigner der Kanton St. Gallen. Unterschiedliche Interessen in Bezug auf die Spitalstrategie, Mitspracherechte, Mengengerüste, Kosten, Krankenkassen, medizinische Leistungen und Beteiligung an Defiziten wären hier grosse Diskussionspunkte, um nur einige zu nennen.
Sogenannte «vertikale Kooperationen» unterscheiden sich hingegen insbesondere bezüglich Spezialisierung und bieten somit eine optimale Ergänzung, weil bei schwereren Fällen die direkte Zuweisung und Übernahme der Patientinnen und Patienten gewährleistet ist.
Das Spital Grabs wird ab dem Jahr 2025 ein Teil des Kantonsspitals St. Gallen mit 8‘000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von CHF 1.4 Mia. Sein, gesteuert von der Zentrale in St. Gallen. Das Landesspital wäre als Partnerorganisation also ein «Fliegengewicht» ohne relevante Mitspracherechte.
Die geforderten Leistungen des Referendumskomitees sind allesamt bereits im Landesspital vorhanden.
Kooperationen waren immer wieder ein Thema in den Medien. Was kann man hierzu sagen?
Das Landesspital pflegt Kooperationen mit dem Ziel, allen im Land eine effiziente und wohnortsnahe medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Die langjährige und enge Zusammenarbeit mit über 30 Partnerorganisationen ist gut verankert. Insbesondere die 10-jährige umfängliche Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Graubünden (KSGR) oder dem Labor Dr. Risch (neu Sonic Suisse) sind überaus wertvolle Eckpfeiler. Durch die Kooperation mit dem Kantonsspital Graubünden haben unsere Patientinnen und Patienten immer einen direkten Zugang zum nahen Zentrumsspital (37km).
Rund 90 % der Patientinnen und Patienten, die ins Landesspital für medizinische Leistungen kommen, können vollständig versorgt werden. Bei den übrigen rund 10 % der Patientinnen und Patienten ist ein sogenanntes HSM-Spital (Hochspezialisierte Medizin) notwendig. Dies ist entweder das Kantonsspital Graubünden (38 km ab Vaduz) oder das Kantonsspital St. Gallen (67 km ab Vaduz) oder auch ein Universitätsspital bei Bedarf.
Welche Aufgaben erfüllt denn das Landesspital?
Das Landesspital deckt die ambulante und stationäre Versorgung bei häufig auftretenden medizinischen Problemen ab, die nicht in einer Arztpraxis erfolgen können.
- Notfallstation: offen rund um die Uhr ohne Voranmeldung; auch das Notfalltelefon 230 30 30 wird hier betreut. Zusätzlich leistet sie den ärztlichen Notfalldienst (Dienste der Hausärzte).
- Ambulante Angebote: Sprechstunden und Behandlungen in diversen Spezialgebieten der Inneren Medizin, Chirurgie und Orthopädie/Traumatologie. Hier ist auch die Tagesklinik für ambulante Eingriffe oder onkologische Behandlungen angesiedelt.
- Stationäre Angebote: Die Station steht rund um die Uhr zur Verfügung und wird von Fachpersonal in Pflege, Innere Medizin, Chirurgie, Orthopädie/Traumatologie sowie weiterem Fachpersonal versorgt. Insbesondere die Akut-Geriatrie nimmt einen wichtigen Platz im Angebot ein. Auch die Überwachungsstation für Patienten/innen, die z.B. nach einem Eingriff erweiterte Pflege und ärztliche Betreuung benötigen, ist hier zu finden.
Medizinische Entwicklungen, die steigende Lebenserwartung sowie beispielsweise der höhere Bedarf an geriatrischen Leistungen aufgrund der älter werdenden Bevölkerung sind wichtig für die flexible Anpassungsfähigkeit zur Leistungserbringung. Hier hat ein modernes Gebäude wesentliche Vorteile.
Einfach erklärt:
Innere Medizin = Fachärztinnen/-ärzte behandeln Erkrankungen von Herz, der Lunge, der Verdauungsorgane, der Niere und der anderen inneren Organe.
Akutgeriatrie = Fachärztinnen/-ärzte kümmern sich um ältere, an mehreren Erkrankungen leidende Patientinnen und Patienten. Dies immer unter Einbezug von anderen Fachärztinnen und -ärzten, Pflege und Therapie. Ziel ist es, die Fähigkeiten im Alter zu erhalten oder wieder herzustellen.
Chirurgie = Fachärztinnen/-ärzte kümmern sich in notfallmässigen oder geplanten Operationen um auftretende Erkrankungen im Bauchbereich, der Galle, am Darm (z.B. Blinddarm) oder Leistenbrüche, der Blutbahnen (z.B. Venen und Krampfadern) etc.
Orthopädie & Traumatologie = Fachärztinnen/-ärzte behandeln Knochenbrüche und führen Operationen nach Unfällen durch. Ebenfalls werden geplante Eingriffe zur Behandlung von Gelenken durchgeführt.
Wie kann das Landesspital die hochstehenden Anforderungen erfüllen?
Das Landesspital hat für die Leistungserbringung
- das medizinische Kernteam mit rund 110 Mitarbeitenden. Diese sind Fachärztinnen und -ärzte, bestens ausgebildete Pflegefachleute, Fachpersonen der Therapie und Radiologie
- die Zusammenarbeit mit rund 30 Belegärztinnen/-ärzten, Spezialisten und Fachärztinnen/-ärzten
- Qualitätsvorgaben, die es erfüllt, überwacht und weiterentwickelt
- das Kantonsspital Graubünden in Chur als Kooperationspartner zur Seite. Dieser Zugang zum Zentrumsspital ist direkt, eingespielt und funktioniert seit vielen Jahren auf hohem Niveau
- die zertifizierte Weiter- und Ausbildungsstätte für angehende Fachärzte in den Bereichen Innere Medizin, Notfall und Chirurgie und
- es bildet ebenfalls den pflegerischen Nachwuchs aus.
- Das Landesspital bietet eine vollständige und qualitativ hochstehende medizinische Grundversorgung. Diese richtet sich an den Qualitätsanforderungen aus, die an Schweizer Spitäler gestellt werden. Die Qualität ist somit mit den umliegenden Spitälern in der Region auf gleicher Stufe.
Die Qualität wird regelmässig durch externe Audits geprüft und kann folgende Zertifikate ausweisen: sanaCert, H+ Rekole, SIWF zertifizierte Weiterbildungsstätte FMH, DHG Siegel Hernienchirurgie.